The Stylet

Diversity and Systematics of Acoela and Nemertodermatida

Praeaphanostoma longum

General description: 


19.
Praeaphanostoma longum nov. spec.

Fundort Helgoland: Nordostmauer, Feinsand aus ca. 6 m Tiefe (Juli und Okt. 64).

Material: Lebendbeobachtung und Schnittserien. Holotypus eine Sagittal- schnittserie. Typlokal : Helgoland, Nordostmauer (SMF 3113-16).

Der nemertinenartige Hab it u s von Praeaphanostoma longum ist dem feinsandigen Biotop außergewöhnlich gut angepaßt. Der faden- förmig gestreckte Körper erreicht eine Länge von 3,5 mm bei einer gleichbleibenden Breite von nur 0,1 mm. Das Vorder- und Hinterende sind gleichmäßig gerundet (Abb. 49a).

Die Tiere erscheinen im Durchlicht glasig-durchsichtig, im auf- fallenden Licht weißlich. Farbgebende Körperpigmente fehlen. Auch

a)

Abb. 49. Praeaphanostoma longum. a) Habitusbilder. b) Organisation nach dem Leben verkürzt dargestellt. c) Sagittalrekonstruktion. '

199200 JÜRGEN DÖRJES

Die Acoela (Turbellaria) der Deutschen Nordseeküste

die verstreut liegenden, spindelförmigen Rhabditendrüsen sind unge- färbt.

Von der inneren Organisation zeichnen sich am lebenden Tier das hinter der Statocyste gelegene, kurze Pharyngeahohr und das dunkel durchschimmernde, unpaarige Ovarialfeld ab, ferner die hinteren Ab- schnitte der lateralen Hodenzüge, das rohrförmige Kopulationsorgan und die Fremdspermamasse der Bursa seminalis. Spezielle Bildungen für die Lebensweise im Interstitium des Sandes wie Haftplatte, Kleb- drüsen und dergleichen fehlen. Die außergewöhnliche Länge und die hohe Kontraktionsfähigkeit des Körpers genügen den Tieren offenbar, sich sicher und schnell in den Porenräumen zu bewegen oder sich bei Störungen an Substratpartikeln festzuklammern (Abb. 49b).

weniger hohe, dem Hautmuskelschlauch anliegende Schicht ent- wickelt.

Die Üb~rgangszonezum zentralen Parenchym (zp) ist nicht scharf markIert. Kernhaltige Fortsätze und Gewebebrücken des Rand-

a)

Die allseitig bewimperte Epidermis (Abb. 50a) besitzt eine durchschnittliche Höhe von 16 flm. Sie stellt eine schaumig aufgelok- kerte Plasmaschicht dar, in der die 8 flm großen Kerne (k) und die b) eosinophilen Rhabditendrüsen (rd) einges~hlossen sind.

Adenale Schleimdrüsen (drz) sind vereinz'elt über den Körper verteilt. Die großlumigen und plumpen Zellen durchsetzten mit ihren Ausführkanälen den Hautmuskelschlauch und münden mit feinen Poren zwischen den 6,5 flm langen Cilien (c) aus. Das Färbevermögen des körnigen Sekretes ist unterschiedlich. Nach Tinktion mit Eisen- haematoxilin-Eosin färben sich die Drüsenzellen der Dorsalseite rot- braun, die der Ventralseite hellrot an.

Die Schichtenfolge des Hautmuskelschlauches ist normal. Der schwächeren, äußeren Ringmuskulatur (rm) schließen sich ein- wärts die etwas stärkeren Längsfasern (Im) an. Die körperinnere Mus- kulatur besteht vorwiegend aus dorsoventralen Zügen. Retraktoren des Vorderendes fehlen. Die stark ventral verschobene Statocyste (st) besitzt dagegen mehrere, von der Ventralseite aufsteigende Muskeln (mk).

Der Frontaldrüsenkomplex ist gut entwickelt. Die tropfen- förmigen, grobgranulierten Zellen (fz) liegen dorsal und lateral im Vorderende, zum Teil weit im Körperinneren zurückverlagert. Ihre schlanken Sekretionskanäle erreichen dadurch eine vielfache Länge der Zellabmessung. Der Ausmündungsporus liegt frontal (Abb. 50b).

Das Randparenchym (pp) ist stark aufgelockert, von schaumig- vakuoliger Struktur. Es enthält besonders peripher eine Vielzahl chro- matinreicher, 6,5 flm großer Kerne. Seine größte Ausdehnung erreicht es im Vorderkörper. In der Körpermitte und hinten ist es als mehr oder

c)

Abb. 50.

' . mgi; . a ongum.. a) EpIdermIsrekonstruktion. b) Vorderende_

c) Hmterende. SagIttalschnittrekonstruktionen.

Praeaphanostom I

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~are:chym~rag~nallseitig in den Verdauungsraum hinein. Zentral ist. bas ernfreI~,femgranulierte Parenchym homogener und tritt t' lL

esser als eIgenständiges Gewebe hervor. In seiner Ausdehnu:~I~:_.

J

202 JÜRGEN DÖRJES

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schränkt es sich auf die mittleren vier Körpersechstel. Am Übergang vom 1. zum 2. Sechstel findet es Anschluß an den muskulösen, rohr- förmigen Pharynx simplex (ph). Er erscheint als direkte Fortset- zung der ventralen Epidermis in das Körperinnere (Abb. 50b).

Über das Nervensystem kann an Hand der vorliegenden Schnitt- serien keine Aussage gemacht werden.

Die Hoden (t) sind in zwei dorsolateralen Feldern angeordnet. Sie beginnen kurz hinter der Mundöffnung und münden kaudal in die geräumige Vesicula seminalis ein. Eine lokal fixierte Keimzone existiert nicht. Die Spermatogonien werden im Randparenchym der vorderen Dorsalseite gebildet. Sie umgeben sich am Entstehungsort jeweils mit einer ihnen zugehörigen Plasmamasse, in der sie die Reifeteilungen durchmachen und sich zu reifen Spermafäden ausdifferenzieren. Die Spermien (s) bestehen aus einem eosinophilen Zentralkörper, der am Kopfende von einer cyanophilen Randsubstanz umgeben wird.

Das Kopulationsorgan liegt subterminal am Hinterende. Der rohrförmige Penis (p) erscheint als eine direkte Einstülpung und Fort- setzw1g der Epidermis in das Körperinnere. Sein wimperfreies Epithel ist außerordentlich drüsenreich. Die sehr regelmäßig, dicht an dicht gestellten Drüsenzellen entleeren ihr eosinophiles Kornsekret in den Ductus ejaculatorius. Die von einer zarten Muskelhülle umgebene V esicula seminalis (vs) ist sehr geräumig (Abb. 50c).

Das unpaarige, ventromedian gelegene Ovarialfeld (ov) ist trotz der ungewöhnlichen Körperlänge auffallend kurz. Die Keimzone als Bildungsstätte der Oogonien liegt weit zurückverlagert in der Kör- permitte. Die wenigen Oocyten (ooc) nehmen durch Kernwachstum und ährstoffinkorporation rasch an Größe zu und füllen als reife Eizellen nahezu den gesamten Körperquerschnitt aus.

Die Bursa seminalis (bs) ist einfach gebaut. Ihr Lumen wird von einer Muskelhülle (mh) umgeben. Distal verschließt ein solider Muskelsphinkter (sph) den von braunrot tingierbaren Drüsenzellen umstellten weiblichen Geschlechtsporus (Abb. 50c).

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